Die Markthalle in Moabit

Ob nun Uralt Fan-Fotos mit Harald Juhnke, oder pflegmatische Akkordeon-Spieler am Eingang: Die Markthalle in Moabit ist immer für einen Ausflug gut.

Konversationen

Man kann nicht nicht kommunizieren...

Oh Man! Der Berlin-Summer-Rave in Tempelhof.

Knicklichter, Schlaghosen und Marusha - Der Berlin Summer Rave lockt das Umland mit Rave-Tourismus in die Hauptstadt.

Mensch und Natur am Glienicker See

Von Yuppie-Abenteuer bis Naturschutzgebiet. Am Glienicker See lebt man im Einklang mit der Natur.

Typ Berlin: Das Corbusier-Haus

Unendlich lange Gänge, konspirativ-tuschelnde Anwohner und eine gespenstische Ruhe: Das Corbusier-Haus 55 Jahre nach seiner Eroeffnung

Sonntag, 29. Juli 2012

Schachbox-Meisterschaft 2012


Einen kühlen Kopf und einen harten Haken mussten derweil die Kontrahenten bei der 4. Schachbox-Meisterschaft waren. In der vor kurzen eröffneten Platoon-Kunsthalle ging es nicht zimperlich zur Sache. 






















Während der erste Kampf noch über 9 Runden ging, knockten sich die Boxer im Finale nach 10 Minuten mit einem fiesen Schlag an den Kehlkopf aus.




















 Erfunden wurde Chess Boxing übrigens in Berlin -- von einem Holländer. Zum ersten Mal wurde 2003 schachgeboxt, die erste Meisterschaft 2007 gewonnen.


Mittlerweile lockt das Event auch immer mehr weibliche Zuschauer an.










Die große Metall-Halle in Mitte war auf jeden Fall bis zum letzten Mann/Frau gefüllt. 
















Zur Halbzeit gab es noch etwas abstruse Live-Musik von einem doch recht aufgedrehtem Sänger, der in Boxer-Uniformierung durch den Ring rannte und die Zuschauer angröhlte. 








Und während der Kehlkopf des unterlegenen Boxers noch halbherzig mit einem Kühlkissen behandelt wurde, ging es für die Gäste auch schon wieder an die Bar. Prost! 




Mehr Pics: 





Fotos/Text: Markus Breuer 
Mehr Fotos auf www.aedt.de 

Samstag, 28. Juli 2012

On the street in Charlottenburg




Freitag, 27. Juli 2012

Chill Out in Schöneberg



Fotos: Markus Breuer

Sonntag, 22. Juli 2012

Oh Man: Berlin-Summer-Rave 2012

Knicklichter, Ecstasy und keine Frau die weniger als drei Haarfarben hatte. Hier pilgern die Techno-Jünger der Nation gen Flughafen Tempelhof, hier kann man endlich seine Schlaghosen wieder anziehen und ganz ungeniert wirres Zeug durch die Luft gröhlen, sich die Bierdosen um die Ohren hauen, Pillen schmeissen und anderen auch einfach mal auf die Fresse hauen. Der A&P Summer Rave, oder halt „Berlin Summer Rave“ vereinte die Techno-Szene in seinen Hangars voller Gabber, Trance, Acide-House, Schranz & Goa.


Auch wir pilgerten - als investigative Presse getarnt - in die ehemaligen Flughafen Hallen. Treffpunkt: 0 Uhr am eigenen Eingang; Columbiadamm. Neben Künstlern, Sponsoren und Mitarbeitern rennt die Techno-Pilgermasse an einem vorbei. Erst mal geht es zu einem Rundgang mit dem Pressebeauftragten. Die Gruppe sammelt sich, Fotografen schrauben an ihren Blitzen herum, Kameramänner an ihren Objektiven, Schreiberlinge an ihren Kugelschreibern. Ein erstes Foto wird in der eindringenden Masse gesucht. 

Hier und da schreit jemand etwas Richtung Flughafengelände. Die Raver zücken ihre - für 25 Euro gecheckten - Eintrittskarten, zupfen sich noch mal die Knicklichter in den Haaren und den Kleidern zurecht, kippen den letzten Schluck bunten Billig-Fusels aus den Liter-Flaschen in ihre Kehlen und schauen erwartungsvoll gen Eingang. Rave-Tourismus der Extraklasse bietet der Lebensmittelverwerter Kaisers mit seinem Giganto-Rave. DJ Größen wie Moguai, Zombie Nation und alte Hasen wie Westbam oder Marusha locken das Umland in die Hauptstadt. Startschuss Presserundgang: Vorbei an irgendwelchen Schranken, werden wir durch ominöse Personaleingänge direkt in die Höhle des Löwen gejagt. Die Bässe dröhnen in der Halle, die Lasershow frisst sich in die Pupillen. Der Sprung auf ein Podest und schon steht da Marusha vor uns.

  Hüpft an ihrem DJ Pult hin und her, schwingt ihre Arme in die Luft und fühlt sich wohl wie im Himmel. Na ja, um sie herum tanzen ja auch braungebrannte Engel samt silbernem Flatter-Kostüm. 

Vor ihr springt das Publikum wie verhext immer wieder auf und die Blitzlichter blenden ihre Augen. Egal, wir werden mit den Worten „Na, das war doch echt GEIL“ in den nächsten Hangar gehetzt. Auf dem Weg verlieren wir immer wieder Kollegen im Raver-Getümmel und inmitten des Zoo-Rundgangs winkt mir plötzlich der Teufel zu. 

Schnell rennen wir weiter. Nächstes Ziel: Presseraum. Der ist wirklich fernab von allem was es zu sehen geben könnte, irgendwo neben den Umkleidekabinen der Tänzerinnen, den DJ-Aufenthaltsräumen und dem Schnapsleichen-Auffangraum der Feuerwehr versteckt. Nach dem ganzen Trubel stärkt man sich erst mal mit kaltem Chili Con Carne, Salzstanken, zerfledderten Hähnchen-Wraps oder mit dem eisgkalten Russian-Standard-Vodka aus'm Backstage-Kühlschrank.



Der knallt dann auch schnell rein und lässt alles ein wenig erträglicher daher kommen. Eine kurze Runde durch das Proll-Getümmel ergab noch folgende Lichtbilddokumente:  
Ein süßes Pärchen. (Man beachte die Knicklichter am  Kleid) 
Die ganze Gang dabei...

Turbobräuner 2000+
Berlin brennt...
Marusha in Gedanken... 
xxx
angst...
Die mit dem rosa Hemdchen ist wohl die Anführerin der Gruppe


Text/Fotos: Markus Breuer

Montag, 16. Juli 2012

Typ Berlin: Das Corbusierhaus


Jeder, der die Heerstrasse Richtung Brandenburg herunter gefahren ist, hat es auf der rechten Strassenseite sicher schon an ihm vorbei rauschen gesehen. Ein riesiger Betonklotz, bemalt mit bunten Farben, lukt aus dem Einheitsbrei aus Wäldern, Strassen und bracher Wohnflächen hervor. Der Corbusier-Bau, die Wohneinheit: "Typ Berlin", wie sie in Fachkreisen genannt wurde und wird.




Der umliegende Rasen ist perfekt gestutzt, hunderte Autos und Fahrräder stehen - einer nach dem anderen - wohl geordnet vor dem Eingangstor und in den Garagen. Über 1200 Menschen finden hier in kleinen Wohn-Waben ihr zu Hause, doch wirklich hören tut man sie nicht. Vereinzelt schallt ein wenig Tanzmusik aus einer der Wohneinheiten. Jemand ruft etwas auf Russisch in die Ferne. Weit vor dem Gebäudekomplex - bloß nicht zu nah kommen - wartet ein Sohn mit Tennisschlägern im Rucksack auf seinen Vater. Ansonsten Seelenruhe in Charlottenburg West.


Aufgang von der Rückseite





 Nähert man sich dem Gebäude von der Hinterseite, muss man einen kleinen Waldweg hinauf laufen, am C. Haus angekommen, fällt gleich die Ordnung auf. Nichts liegt hier nutzlos herum, keine kreischenden Kinder auf dem verlassenen Spielplatz, niemand lehnt sich aus dem Balkon, keine Satellitenschüsseln, die die Sicht der Nachbarn einschränken könnten und über allem liegt diese gespenstische Ruhe. Wie kann ein Ort so still sein, an dem so viele Menschen wohnen?
Am Haupteingang angekommen tummelt sich dort eine Hand voll Einheimischer. Wer nicht bekannt ist, wird wie in Stammkneipen und Mini-Dörfern argwöhnisch gemustert. Konspiratives Tuscheln, die Köpfe der “Corbusianer” kommen sich näher. Alles wirkt wie bei einem Sektentreff. Schnell fühlt man sich unwohl und sucht lieber einen Weg in den Bau. Der scheint viel freundlicher als die Menschen zu sein, die ihn bewohnen.

Durch eine gläserne Eingangstür kommt man in die Haupthalle. Riesige an den Wänden angebrachte alte Zeitungsartikel und Infotafeln untermauern eine gewisse Museumsatmosphäre und sind Zeitzeugen der Tage, an dem sich Berlin noch um den Denkmalgeschützen Bau und seine Einwohner scheerte. Davon hat der Prunkbau indem Elemente eines utopischen Sozialismus der 20iger Jahre umgesetzt wurden noch immer sehr viele. Lange Wartelisten gibt es wohl um sich hier einnisten zu dürfen. Das metallerne Einwohner-Namens-Schild vor den Fahrstühlen zählt alle 527 Wohneinheiten samt Insassen auf. 


Appartments werden die 2,50 Meter hohen und bis zu 106m² (Zweigeschossig) großen Wohn-Waben großzügig genannt. Insgesamt “10 Straßen” führen an 1,4 Kilometern durch die Gänge. Wer hier zum ersten Mal steht, fühlt sich sichtlich verloren. Und dann ist sie wieder da, diese “Corbusianer”-Ruhe. Hier hört man einen Wasserhahn plätschern, da mal jemanden ans Telefon gehen, die Neonröhren flackern an den Decken und doch fühlt man sich allein, so umzingelt von Wohneinheiten. Die Assoziation geht Richtung Hotel, Jugendherberge, ja sogar Knastfeeling kommt auf. 






An jedem Ende der langen Gänge hängt ein graues Wählscheiben-Telefon. “Notruf” steht da in schummriger Schrift. Wahrscheinlich noch ein Überbleibsel aus der Bauphase in der von 1956 - 1958 nach Plänen des Architekten Le Corbusier an der damaligen Reichssportfeldstraße in der Nähe des Berliner Olympiastadions gewerkelt wurde. 13 Millionen D-Mark verschlang das Gebäude, dass zur "Internationalen Bauausstellung" in Berlin 1957 entworfen wurde. Anfangs erhob Architekt Corbusier noch schwere Vorwürfe gegen den Bauherren, die "Heilsberger Dreiecks"-Grundstücks-AG, da die von ihm entworfenen Pläne teils ignoriert wurden. Doch es kam zu einer Schlichtung. 

Seit dem hat der Bau immer wieder für bewegende Schlagzeilen gesorgt. 1970 begann ein allererstes Experiment mit Kabel-Privatfernsehen. Als West-Berliner Testseher wurden die Einwohner des Hauses die wie alle anderen Berliner nur 3 Fernsehsender zur Verfügung hatten (zwei der DDR und einen Sender der TV-Sendungen der US-Army ausstrahlte) als Versuchskaninchen zum Experminent Privatfernsehen eingeladen. Helmut W. Sontag, Besitzer der West-Berliner TV-Film-Agentur  "German Television News" wollte ab Ende März 1970 das "erste kommerzielle Kontrastprogramm in Deutschland" präsentieren. Scheiterte aber an den Bürokratie und den Lizenzen. Auch als Fernseh-Journalist Helmut Wilhelm Sontag im Berliner Corbusier-Haus 1979 ein Kabelfernseh-Programm starten wollte, versagte ihm der Senat die Lizenz, weil Sontag "nicht den Zugang dritter Personen zu den betreffenden Wohnungen und den Empfangsgeräten kontrollieren" könne -- die Kabelvision mithin "Rundfunk" sei. 1979 rangen Spekulanten damit, die Sozialwohnungen in Eigentum "umzuwandeln". 

Blick auf das Haus: 1959
Der Schock kam dann unerwartet am 28. Januar 1982. Hier dichtet der 59jährige Jakob Weinreich das Fenster seines Appartements im Berliner Corbusier-Haus ab, gießt aus einem Kanister Benzin über Fußboden und Bett, legt sich hin und entzündet ein Streichholz oder ein Feuerzeug. Die Explosion drückt Türen ein, und es stürzen Wände zusammen. Eine Feuerwand rast durch die fünfte Wohnstraße im achten OG. Mit dem Selbstmörder sterben eine 78jährige Frau und ein 39jähriger Mann. 

Blick aus dem 10. Stock in Richtung der Vorderhausseite
Treppenhaus im 10. Stock
Danach wurde es ruhig um den Prunkbau und jetzt: 30 Jahre später muss man tief in die Taschen greifen, wenn man sich selbst “Corbusianer” nennen will. 890 Euro warm, kostet ein 66m² Maisonette Zimmer mit Blick auf das Olympiastadion. Als etwas “besonderes” wird das Leben im avantgardistischen Haus beschrieben. “Direkt vor der Haustür befindet sich der Garten”, so die Makler, “des ca. 63000 m² großen Grundstückes, welches von drei Hausmeistern und Gärtnern in Ordnung gehalten wird.” “Im Corbusierhaus-Berlin ist man mitten in Berlin, aber trotzdem in der grünen Oase Westend im Bezirk Charlottenburg. Man hört das Herz der Großstadt schlagen, wohnt aber in einem Haus quasi "auf dem Land". Man verfügt über alle Annehmlichkeiten und Angebote des Stadtlebens ohne den Stress, den eine Großstadt mit sich bringt. Viele freuen sich wohl “endlich drin zu sein”. Und dazu zu gehören. Eigentlich beneidenswert. 


Blick aus dem 10. Stock, Rückseite

Blick aus dem 10. Stock Vorderseite
Einwohner aufgeteilt in 10 Strassen 






Nachlese: 



Im Jubiläumsjahr der  INTERBAU  legt das Landesdenkmalamt Berlin den ersten Denkmalpflegeplan für das Le-Corbusier-Haus vor. Das Corbusierhaus entstand 1957 nach Plänen des weltbekannten Architekten Le Corbusier im Rahmen einer internationalen Bauausstellung. Um seine einzigartige Gestaltung zu bewahren, hat der Architekt Jochen Beer im Auftrag des Landesdenkmalamtes Berlin einen detaillierten Denkmalpflegeplan erarbeitet, der nun an die Bewohner des Corbusierhauses übergeben wird.


Artikel in der taz dazu:




Bärbel Högner Fotoreportage
http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Fotoausstellung_in_Stuttgart_1134259.html


Berlin ist nicht das einzige Unite d'habitation: 
http://www.an-architecture.com/2008/11/cloning-buildings.html


Diese 5 wurden realisiert: 


Die folgenden Unités d’Habitation wurden realisiert:
1947–1952 Cité Radieuse in Marseille
1950–1955 Cité Radieuse de Rezé bei Nantes (Länge: 108 m, Breite: 19 m, Höhe: 52 m) 
1956–1958 Corbusierhaus in Berlin (Länge: 157 m, Breite: 23 m, Höhe: 53 m)
1959–1961 Unité d'habitation de Briey in Briey
1965–1967 Unité d'habitation de Firminy-Vert in Firminy (Länge: 130 m, Breite: 21 m, Höhe 50 m)


Wiki-Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Unit%C3%A9_d%E2%80%99Habitation


Artikel zur Baugeschichte: 
http://baugeschichte.a.tu-berlin.de/owl/Moderne/Marseille_Unitedhabitation/Marseille_Unitedhabitation.html

Homepage auf der auch Führungen durch das Haus angeboten werden:
http://www.corbusierhaus-berlin.de/


Interview mit Architekt Le Corbusier: 


Text/Fotos: Markus Breuer

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